Ungegenständliche Meditation

Zazen

Das Sitzen in der Stille (Zazen) ist eine der effektivsten Arten, Entspannung zu erfahren, den Blutkreislauf zu harmonisieren, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit zu erhöhen sowie zur eigenen Mitte zu finden. Um Zazen zu üben, muß man weder Buddhist werden noch eine religiöse Motivation haben.

Der Meditierende sitzt in einer für ihn angenehmen Meditationshaltung und konzentriert sich nur auf seine Übung, die z.B. darin besteht, den Atem von 1-10 zu zählen. Die äußere Haltung ist notwendig für die Vorbereitung des Körpers zur Meditation. Wenn der Atem richtig fließt und die Wirbelsäule aufrecht gehalten wird, reguliert sich der Blutkreislauf.

Zazen ist einfach zu üben und im allgemeinen sehr gut für die körperliche, seelische und geistige Gesundheit. Durch regelmäßige Übung können viele sogenannte psychosomatische Erkrankungen sich bessern oder ganz verschwinden. Menschen, die regelmäßig Zen praktizieren, können ein hohes Alter erreichen.

Gedanken und Gefühle beherrschen unser alltägliches Leben. Sie kommen ungefragt und haben uns meist so gut im Griff, daß wir uns völlig mit ihnen identifizieren und ständig unmittelbar auf sie reagieren. In der Meditation arbeitet der Übende daran, Gedanken und Gefühle kommen und gehen zu lassen wie Wolken, die über einen Berg hinwegziehen, ohne ihnen nachzuhängen, ohne sie zu bewerten und auch ohne sie "wegmeditieren" zu wollen.

Wachbewußt zu sein, ohne Gedanken nachzuhängen oder in seinen Gefühlen zu baden, fällt niemandem leicht. Unser Ich ist sehr erfinderisch. Es wird nicht gerne von seinem Thron gestoßen. Es wird entweder durch ständig wiederkehrende oder durch besonders ungewöhnliche den Übenden in seinen Bann ziehende Gedankenbilder und/oder Gefühle versuchen, die Aufmerksamkeit, die konzentrierte Bewußtheit der Meditation aufzulösen und den Übenden auf das Karussell seiner ständig kreisenden und wechselnden Gedanken und Gefühle zu ziehen. Mit zunehmender Übung wird es leichter, Gedanken und Gefühlen ihren Lauf zu lassen, ohne sich mit ihnen zu identifizieren und ohne gegen sie anzukämpfen. Auf keinen Fall sollte der Übende während der Meditation dösen oder einschlafen und meinen, dadurch von Dedanken frei zu werden. Ein dumpfer Geist führt nicht weiter.

In Japan gibt es zwei große Zen-Richtungen: Soto und Rinzai. In der Soto-Schule übt man Zazen ohne Zweck und Zielvorstellung. Während der Übung sitzt man mit dem Gesicht zur Wand. Im Rinzai arbeitet man mit einem Koan, und man sitzt mit dem Gesicht zum Raum hin. Ziel im Rinzai-Zen ist Kensho, das Erwachen zur wesentlichen Wirklichkeit.

In der Schule, die den Zen nach Europa gebracht hat, der Sanbo Kyodan-Schule, sitzt man während des Zazen ebenfalls mit dem Gesicht zur Wand wie im Soto, übt jedoch mit einem Koan wie in der Rinzai-Schule. Koans werden nur von einem Zen-Meister an den Schüler vergeben. Als Nicht-Schüler arbeitet man mit einer Grundübung des Zen, die das Zählen des Atems genannt wird.

Für das Üben des Zen gibt es kaum Kontraindikationen. Jeder gesunde Mensch kann sitzen und meditieren. Menschen mit einer aktuen Psychose, die deswegen in medizinischer Behandlung sind bzw. Antipsychotika nehmen müssen, sollten nicht meditieren, bzw. dies nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt tun.

Meditiert wird immer in einer aufrechten Sitzhaltung. Es ist nicht notwendig, den Lotussitz zu beherrschen, auch wenn dieser für die rumpfaufrichtende Muskulatur die entspannendste Art des Sitzens darstellt. Man kann genausogut auf einem Meditationsbänckchen sitzen, im Fersensitz auf einem Kissen oder auf einem Hocker. Wichtig ist nicht, in welcher Sitzhaltung man meditiert, sondern daß man es regelmäßig tut. Mindestens einmal am Tag 25min lang ist ein guter Anfang.

Ab 2019 werden samstags Einführungen in die ungegenständliche Meditation angeboten.